

Für diese Muster habe ich
den estnischen Ausdruck
„archaisch“ wörtlich übernommen, weil er so gut ausdrückt worum es sich
handelt.
Sie sind der älteste Versuch, mit bescheidenen Mitteln in
das einfache Schussbandmuster etwas Abwechslung zu bringen.
Sie
entstehen, wenn aus
der einfachen 1:1-Ripskette einige Fadengruppen angehoben oder herunter gedrückt werden.
Aus Estland
hier ein paar Beispiele für
"archaische Gürtel", links 2 Musterzeichnungen, rechts 2
Originalgewebe..
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Eigener Versuch
Ich habe den ersten Gürtel oben
selbst nachzuweben versucht. Dazu nahm ich gewöhnliches Topflappengarn
für die dicken, bunten und einfaches Baumwollgarn für die dünnen,
weißen Fäden.
Zuerst
machte ich eine Musterzeichnung. Da sich herausstellte, dass mein Kamm
zu wenig Plätze hatte, habe ich es etwas vereinfacht.
Das ist dabei herausgekommen:
Die weißen
Punkte verschwanden leider unter dem zu dicken Grün.
Zum
archaischen Gürtel die archaische Tracht

In Lappland
werden diese Muster auch gewebt, sieheißen dort
„Blümchen
und Punkte“.
Im schwedischen Lappland ist in den letzten Jahren durch
die Saamestiftelse, die
Samenstiftung die Kultur der Samen, Saami oder auch Sapmi gründlich
erforscht worden. In den einzelnen Regionen gibt es Bücher zu kaufen,
in welchen die Bandweberei, die vor Ort üblich ist, jeweils ausführlich
dargestellt wird, samt Fachausdrücken auf Samisch und Schwedisch. Drei
dieser schmuck gestalteten Veröffentlichungen habe ich kennengelernt
und von einer Vierten erzählen
hören. Mir scheint, die Stiftung hat junge Volkskundestudentinnen oder
Absolventinnen zur Feldarbeit nach Lappland geschickt, und diese
Büchlein sind die Ergebnisse ihrer Arbeit. Man bekommt sie nicht über
den Buchhandel, sondern nur den Läden der jeweiligen Touristinfos.
Leider kann ich nicht mehr
reisen, ich würde zu gern selbst mal nachsehen. Mir fiel auf, dass
die einzelnen Volksgruppen der Saami, ob nun in Umeå oder Inari, zum
Teil recht verschiedene Webtechniken haben und auch verschiedene Worte
für
die gleichen Gegenstände oder Arbeitsvorgänge gebrauchen. Ich hatte
bisher keine Ahnung dass es in der Sprache der Saami so viele
unterschiedliche Dialekte
gibt.
Eine
ganz besondere Methode für die gelesenen Muster fiel mir auf. Manche
Weberinnen fädeln nur die Fäden für das Basisgewebe in den Kamm ein und
legen
die Musterfäden lose
oben darüber wie eine Extrakette.
Irgendwie
schaffen sie es, die Musterfäden in das Gewebe mit einzufügen, - wie
sie
das machen, ist
aus den Fotos nicht zu erkennen, aus dem Text wurde ich auch nicht
schlauer.
Für die einfachen archaischen Muster wird häufig der Webekamm mit 2
Lochreihen
benutzt, mit dem man 3-schäftig weben kann.

Webekamm der Saami aus Torne in Schweden
mit doppelter Lochreihe zum Musterweben

Viele Bänder mit
archaischem Rand finden wir in Estland, im Heimtali Museum bei Viljandi, das von Anu Raud
betreut wird.
Anu ist Professorin an der Textil-Hochschule in der Hauptstadt Tallinn.
Mit ihren
Studentinnen hat
sie in den letzten Jahren besonders auf der Ostseeinsel Kihnu alte
Trachten erforscht und dabei auch viele noch unbekannte Bänder
entdeckt.

