Warum bei uns in
Schleswig-Holstein keine alten Webekämme mehr zu finden sind.
Das habe ich inzwischen
herausbekommen. Ich kann die Geschichte aber nur aus meiner Sicht
erzählen und bitte um Verzeihung, wenn irgendwelche Fakten nicht ganz
richtig dargestellt sind. Das lag am ehrenwerten, längst
verstorbenen Professor Lüning, Mitarbeiter des Landesmuseums Schloss
Gottorf in Schleswig. Er hat sie nämlich alle gesammelt, die Webekämme
der
schleswig-holsteinischen Frauen. Er hat überhaupt alles gesammelt und
zuhauf getragen, was irgendwie mit Volkskunde zu tun hatte. Wir dürfen
froh sein, dass bei uns im Museum des Kreises Plön noch ein echter
alter Webekamm liegt.
In unseren jungen Jahren, so etwa in den Sechzigern muss es gewesen
sein, da hat mein Mann ihn kennengelernt, bei irgend einer
Veranstaltung mit den Kunsthandwerkern aus dem ganzen Land. Ich
weiß noch, wie er nach
Hause kam und lachend von dem
sammeleifrigen Professor erzählte. Seine zusammengetragenen Schätze
der Volkskunst lagerten damals in einer großen Scheune,
Höheren Ortes machte man sich bereits Sorgen, was einmal werden sollte,
wenn der Herr Professor nicht mehr da wäre.
Die Jahrzehnte gingen ins Land und man hörte, dass "in Schleswig am
Hesterberg" ein Ableger vom Landesmuseum Schloss Gottorff entstand, der
sich um die - leider meist etwas herablassend betrachtete - Volkskunde
kümmert.
Irgendwann wurden derzeit auch in Kiel das Völkerkundliche und das
Volkskundliche Museum auseinander dividiert und die Volkskunde kam
ebenfalls nach Schleswig. "6000 Gegenstände, alle fein verpackt",
erzählte man mir noch vor wenigen Jahren, als ich nach etwas ganz
Bestimmten fragte. Doch ab und zu stand etwas in der Zeitung: man
merkte, in Schleswig am Hesterberg wird fleißig ausgepackt.
Zu der Zeit hatte ich schon wenig Möglichkeiten, im
Lande
herum zu fahren
und Museen zu besuchen. Bei einer Rundreise mit Freunden
durch den Norden unseres Ländchens mussten wir natürlich auch ins
Schloss Gottorf, und unser Fahrer war so nett, schnell auch noch einen
Abstecher zum Hesterberg (nur 800m vom Schloss entfernt) zu machen. Wir
kamen auf ein altes, ehemaliges Kasernengelände, da ist das Museum
jetzt untergebracht. Man wies uns in das Magazin im Körnerhaus, dem
früheren Getreidespeicher. Dort entdeckt ich, hinter Glas im
klimatisierten Raum, Stapel von Webekämmen, und natürlich jede Menge
andere Geräte zur Textilbearbeitung.
Ach, Zeit haben und hier mal wühlen dürfen!
Im August 2006 endlich gelang es mir, eine nette
Bekannte zu beschwatzen, mit mir nach Schleswig zu fahren, und weil ich
mich vorher telefonisch angemeldet hatte, durfte ich ... alle Webekämme
Stück für Stück fotografieren. Ich möchte
mich an diese Stelle noch einmal herzlich dafür bedanken.